Geschrieben von Gastblogger-Familie Die Travelisto's
 - Uit in Enschede

Ein Familienwochenende in Enschede

Andi reist mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen Milan (10) und Mato (6) um die Welt und berichtet über seine Reiseerlebnisse auf seinem Blog Travelisto.net. Diesmal hat es die Familie nach Enschede verschlagen. Lies hier, wie ihnen die holländische Grenzstadt gefallen hat.

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Oude Markt

Das letzte Mal war ich vor 20 Jahren in Enschede. Nach einem Jahr Auslandsstudium in Amsterdam zurück in Münster, hatte ich Heimweh nach den Niederlanden. Endlich mal wieder Niederländisch um mich herum hören. Typisch niederländische Produkte wie Stroopwafels, Ontbijtkoek, Chocomel und Vla gab es noch lange nicht in Deutschland und der samstägliche Markt in Münster war auch nicht mit dem in Enschede zu vergleichen. Zum Glück fuhr der Regionalzug nur eine Stunde und ich war in einer völlig anderen Welt.

Heute fahren wir mit dem Auto von Köln nach Enschede, die Stadt, die auf Höhe des Münsterlandes gleich hinter der Grenze liegt und damit wirbt, die „deutscheste niederländische Stadt“ zu sein. Klingt für deutsche Ohren abschreckend? Keine Sorge, wir haben (abgesehen von der Grenznähe) den deutschen Bezug nicht verstanden. Allerdings spricht hier wirklich jeder deutsch, es wimmelt von deutschen Tagesgästen und es gibt Läden wie „Die Grenze“, eine Art Zweiländereck-Duty free-Shop (zumindest wirkt es so von außen, drinnen waren wir nicht).

Wir haben ein wunderschönes frühherbstliches Wetter erwischt und zufällig genau das Wochenende ausgewählt, an dem „Tag der offenen Monumente“ ist, man also in den Genuss kommt, Sehenswürdigkeiten zu entdecken, die sonst verschlossen blieben, und das sogar umsonst. So erklimmen wir bzw. Andi und Milan (ich muss mit dem etwas höhenängstlichen Mato unten auf einer Hüpfburg warten) zum Beispiel einen Kirchturm mit einmaligem Blick über die Stadt, der sonst für Besucher nicht zugänglich ist.

Blick vom Kirchturm über Enschede - Uit in Enschede
Blick vom Kirchturm über Enschede

Mit unserer Unterkunft, dem Bed & Breakfast Oekepoek Centrum mitten im Stadtzentrum, haben wir ebenfalls großes Glück. Hier haben wir eine ganze geräumige Wohnung für uns, mit Küche, gemütlichem Cordsofa und zwei Schlafzimmern. Frühstück kann man dazu buchen und das sollte man auch, denn es kommt lecker und sehr hübsch angerichtet auf einer Etagere, sodass der Tag damit schon mal sehr gut startet. Die Lage ist perfekt, um die Stadt zu erkunden. Wer abends etwas essen gehen will, muss auch nicht weit gehen und suchen, denn gleich drum herum gibt es viele Möglichkeiten.

Samstag ist Markttag (Dienstag auch) auf dem riesigen Marktplatz und da ist einiges los. Auch wenn wir unseren Wocheneinkauf vor der Abreise noch schnell in Köln erledigt haben, können wir uns hier schwerlich zurückhalten. Frisches, buntes Gemüse und Obst lacht uns von überall an, Käsewürfelchen laden zum Probieren und auch zum Kaufen ein, Fischstände, an denen die Menschen in langer Schlange auf ihr Kibbelingbrötchen warten (es sieht auch echt lecker aus) und Süßigkeitenstände, an denen sich die Jungs eine Box aussuchen dürfen. Jetzt müssen wir erstmal zurück in die Wohnung, um die Markttüten abzulegen, bevor wir weiter die Stadt erkunden.

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Unterkunft und Wochenmarkt

Weiter geht es von der Wohnung aus zu Fuß durch die Altstadt, über hübsche Plätze, auf denen die Menschen die letzten warmen Sonnenstrahlen genießen, durch individuelle Lädchen mit schmuckem Design und nachhaltigen Produkten, hinein in ein paar offene Kirchen, und weiter zum ebenfalls gut zu Fuß erreichbaren Viertel Roombeek.

Das Viertel existiert in dieser Form noch gar nicht lang und der Grund ist ein tragischer. Hier stand die Feuerwerksfabrik, die am 13. Mai 2000 in die Luft ging und das gesamte Viertel komplett zerstörte. 23 Menschen verloren dabei ihr Leben. Derer wird auf dem Platz, auf dem die Fabrik stand, mit einem Monument gedacht. Während ich mir die Namen durchlese, spricht mich ein älterer Mann an, wie sich herausstellt ein Anwohner, der sich noch gut an besagten Nachmittag erinnert und auch bereitwillig davon erzählt. Einige der Toten kannte er persönlich und erzählt mir von deren Schicksal. Auch wie er damals selbst in seiner Küche von der Druckwelle überrascht wurde. Unvorstellbar ist das Wort, das er am häufigsten benutzt, und unvorstellbar ist wirklich, was hier geschah. Das neuaufgebaute Roombeek ist architektonisch sehr gelungen, es gibt viel Grün und sehr schicke Häuser, einen Teil des ehemaligen Industriecharmes hat es sich aber auch bewahrt.

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Haverstraatpassage und Roombeek

Wir kehren für einen Mittagssnack auf die Terrasse des Café Rozendaal ein, um gleich im Anschluss direkt die dahintergelegene MuseumFabriek zu besuchen, ein sowohl für Kinder als auch für Erwachsene sehr interessantes Museum, das eine Mischung aus Technik, Stadtgeschichte und Naturkunde beheimatet und auch Raum zum Ausprobieren und Mitmachen bereithält. Der Rundgang führt durch Räume mit abgefahrenen technischen Installationen, die passenderweise unter dem Motto „Ich spiele, also bin ich“ ausgestellt sind. Wir lernen etwas über die Geschichte der Twenter Textilindustrie und lassen uns durch die sogenannte Wunderkammer treiben bis zum „Traum vom Fliegen“, den wir anschließend selbst im „Makerspace“ leben können. Die Jungs bauen Zeppeline nach Anleitung und mit eigener Fantasie, Andi ein batteriebetriebenes Flugzeug.

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De Museumfabriek

Eigentlich wollten wir in der Twentsche Foodhal, auf dem Werksgelände der Polaroid-Fabrik gelegen und den Industriecharme weiterlebend, zu Abend essen, als wir dort ankommen, merken wir aber, dass wir noch gar nicht wieder hungrig sind, und schlendern noch ein bisschen weiter durch die Stadt. Obwohl Enschede rund 160.000 Einwohner hat, davon viele Studenten und insgesamt einen sehr hohen Anteil junger Menschen, lässt sich alles gut zu Fuß erreichen. Die Innenstadt ist komplett autofrei, sodass man nur auf Mofas und E-bikes achtgeben muss. Später kehren wir gleich gegenüber unserer Unterkunft in ein indonesisches Restaurant ein. Nach doch einigen Schritten und vielen Eindrücken freuen wir uns auf einen gemütlichen Tagesausklang im Oekepoek.

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Auch am Sonntag geht der Open Monumentendag weiter und wir laufen, nachdem wir wieder sehr lecker in unserer Wohnung gefrühstückt und die Koffer und Markteinkäufe ins Auto gebracht haben, zur Synagoge, die den Ruf genießt, die schönste Synagoge der Niederlande zu sein. Vom berühmten Architekten Karel de Bazel errichtet und 1928 eingeweiht, ist die Synagoge mit ihren drei Kupferkuppeln nicht nur von außen schön, sondern auch von innen mit unzähligen Mosaiken sehr detailverliebt gestaltet. Wir dürfen uns alles ansehen und werden auch eingeladen, einem Konzert, das gerade beginnt, beizuwohnen, in dem der jiddische Gesang einer Dame mit Klavier begleitet wird. Wir erfahren auch, dass die Jüdische Gemeinde Enschede aus nur 70 Personen besteht und sich ausschließlich über Konzerte und Führungen finanziert.

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Synagoge

Nach diesem kulturellen Exkurs schlendern wir noch einmal durch die Stadt. Hier sind viele unserer Landsleute unterwegs, denn hier ist auch sonntags verkaufsoffen. Die Jungs wollen unbedingt eine coole Bauchtasche haben und bekommen sie auch. Ein Eis gibt es auch für uns alle, und zwar in einer Eisdiele, die so abgefahrene Sorten wie Stroopwafel und Apfel-Zimt anbietet, sehr zu empfehlen.

Das Wetter ist wieder herrlich und eigentlich viel zu schade, um in Geschäften herumzuhängen. So beschließen wir, den Tag im Naherholungsgebiet Het Rutbeek ausklingen zu lassen. Mit dem Auto sind wir in 15 Minuten dort. Hier gibt es Seen, Sandstrände, tolle Spielplätze, Wasserskianlagen, etc. Viele Grüppchen sitzen auf den Wiesen und Grillen. Wir machen ein Picknick, spielen auf dem Spielplatz und eine Runde Fußball. Als wir uns gegen 17.00 Uhr genug ausgetobt haben, setzen wir uns ins Auto und fahren gemütlich zurück nach Köln.

Ein sehr entspanntes Wochenende in einer abwechslungsreichen, sehr liebenswürdigen Stadt!
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Het Rutbeek

Noch mehr Reisetipps und -eindrücke von der Blogger-Familie findest du hier auf ihrem Blog:

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Die Travelisto's
Gastblogger-Familie

Andi reist mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen Milan (10) und Mato (6) um die Welt und berichtet über seine Reiseerlebnisse auf seinem Blog Travelisto.net. Diesmal hat es die Familie aus Köln nach Enschede verschlagen.