In einer Villa in dem Ort Saló, der Hauptstadt der Marionettenrepublik von Benito Mussolini, spielt der Film von Regisseur, Dichter und Autor Pier Paolo Pasolini: "Saló o le 120 giornate di Sodoma (1975)".
Der Film, der den Niedergang des Faschismus in Italien behandelt, folgt einer Gruppe Machthaber, die neun Jungen und Mädchen 120 Tage lang ihrer grausamen Macht unterwerfen. Neben den gezeigten Demütigungen, Folterungen und Morden, fallen die außergewöhnlichen futuristischen Gemälde an den Wänden der Villa auf. Kunstwerke, die von oben auf das hinabblicken, was ihre Ideologie angerichtet hat. Sind sie stille Zeugen oder Mitverantwortliche?
Rein Jelle Terpstra untersucht in seiner Ausstellung die Intentionen des Filmmachers, in dem er die Einzelbilder aus Pasolinis Werk bearbeitet und alle Grausamkeiten, Opfer und Täter entfernt. Was überbleibt, sind leere Räume, die eine unheilvolle Stimmung hervorrufen. Was hat sich hier abgespielt oder was wird sich hier noch abspielen? Welche Verbindung sah Pasolini zwischen der futuristischen Kunst und den Untaten der faschistischen Machthaber?
Verflechtungen
Als Student der AKI Kunstakademie in Enschede kam Terpstra durch die kunsthistorischen Bücher von H.W. Janson und Honour & Fleming mit dem Futurismus in Kontakt. Nachdem er die Bücher in der letzten Zeit nochmal gelesen hatte, fiel ihm auf, wie wenig Aufmerksamkeit dort dem Futurismus geschenkt wurde und wie die Kunstwerke nur mit stilistischen (Gemälde-)Begriffen beschrieben wurden.
Den Umstand, dass die Verbindung zwischen der Kunstrichtung und der Gesellschaft und Politik der Zeit fast kaum Beachtung gefunden hatte, inszeniert Terpstra. Die Verflechtungen zwischen der Politisierung von Kunst und der Ästhetisierung der Politik sind darum auch wichtiger Bestandteil von "The Setting of Violence".
Über Rein Jelle Terpstra
Nach seinem Aufenthalt an der Reichsakademie der Bildenden Künste in Amsterdam, begann Terpstra Verbindungen zwischen der Wahrnehmung, Erinnerung und Geschichte zu untersuchen, in dem er Diashows zusammenstellte und Bücher schrieb. Seine Werke befinden sich in den verschiedensten Sammlungen, darunter der Sammlung des SFMOMA in San Fransisco, der MoMA Library in New York, des EYE Film Museum in Amersterdam, des Nederlands Fotomuseum in Rotterdam und des Getty Research Institute in Los Angeles.
2017 nutzte Terpstra ein Smithsonian Artist Forschungsstipendium in Washington D.C., um weitere Untersuchungen für sein Buch "RFK Funeral Train - The People's View" machen zu können. Nach verschiedenen Nominierungen erhielt er 2019 für das Buch die Auszeichnung "Das schönste Buch der Welt".